Hörverlust-Typen: Peripher, sensorineural und kombiniert – Ursachen, Auswirkungen, Behandlung

Mann zeigt mit dem Finger auf ein Schild das Leitenden, Sensorineuralen und gemischten Hörverlust abbildet

 

Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
Aktualisiert am: 02. Oktober 2025

Hörverluste unterscheiden sich in Ursache, Lokalisation und therapeutischer Relevanz. Diese Seite erklärt medizinisch fundiert, welche anatomischen Strukturen betroffen sein können – und wie die daraus resultierenden Behandlungswege aussehen.

 

1. Konduktiver Hörverlust – Störung der Schallübertragung

Was bedeutet peripherer Hörverlust?

Die Übertragung des Schalls von Außenohr und Gehörgang über Trommelfell und Mittelohr funktioniert nicht optimal. Das Innenohr ist strukturell intakt, jedoch erreicht es die akustische Information nur abgeschwächt.

Diagnostischer Hinweis:
Im Tonaudiogramm zeigt sich eine Differenz zwischen Luft- und Knochenleitung bei erhaltener cochleärer Funktion.

Mögliche Ursachen:

  • Ohrkanalverschluss (z. B. durch Cerumen)
  • Belüftungsstörungen im Mittelohr (z. B. Tubenfunktionsstörung, Paukenerguss)
  • Trommelfellperforationen
  • Pathologien der Gehörknöchelchenkette (z. B. Otosklerose)

Therapieansätze:

Je nach Ursache kommen medikamentöse, mikrochirurgische oder prothetische Maßnahmen in Frage. Bei bleibenden Beeinträchtigungen kann ein Hörsystem mit angepasstem Verstärkungsprofil sinnvoll sein.

Klinischer Vorteil:
Periphere Hörverluste sind häufig reversibel oder gut kompensierbar.

 

2. Sensorineuraler Hörverlust – Schädigung im Innenohr oder Hörnerv

Was ist ein sensorineuraler Hörverlust?

Hier liegt eine Störung der Umwandlung oder Weiterleitung akustischer Reize im Innenohr oder entlang des Hörnervs vor. Betroffen sind vor allem die Haarzellen der Cochlea oder zentrale neuronale Stationen.

Häufige Ursachen:

  • Altersassoziierte Degeneration (Presbyakusis)
  • Lärmbedingte Schädigung (akut oder chronisch)
  • Medikamenteninduzierte Ototoxizität
  • Genetisch bedingte Innenohrfehlfunktionen
  • Schnecken- oder Hörnervtumoren (z. B. Vestibularisschwannom)
Funktionelle Folgen:
Störungen im Sprachverstehen, insbesondere in geräuschvoller Umgebung, sowie erhöhte Höranstrengung und ggf. Tinnitus.

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Individuell angepasste Hörgeräte mit frequenzspezifischer Verstärkung
  • Cochlea-Implantation bei hochgradigem Verlust
  • Hörtraining und zentrale Rehabilitationsmaßnahmen

Interne Verlinkung:
Mehr über Hörsysteme bei Innenohrbeteiligung
Indikation für Cochlea-Implantate

 

3. Kombinierter Hörverlust – periphere und sensorineurale Beteiligung

Definition:

Es liegt sowohl eine Schallübertragungsstörung im Mittelohr als auch eine cochleäre oder retrocochleäre Komponente vor. Der kombinierte Hörverlust ist differenzialdiagnostisch komplex.

Beispiele:

  • Chronische Otitis media mit Innenohrminderung
  • Trauma mit Beteiligung von Trommelfell und Labyrinth
  • Otosklerose mit zusätzlicher cochleärer Degeneration

Therapeutischer Ansatz:

Multimodale Versorgung: HNO-ärztliche Behandlung der Übertragungsstörung und audiologische Anpassung von Hörsystemen mit kombinierter Strategie. In Einzelfällen implantierbare Hörlösungen.

 

Zentrale Hörverarbeitungsstörungen (AVWS / APD)

Hintergrund:

Bei intakter peripherer Hörfunktion kann eine zentrale Verarbeitungsstörung vorliegen. Sie betrifft häufig Kinder, kann aber auch posttraumatisch oder neurodegenerativ im Erwachsenenalter auftreten.

Typisch:
Unauffälliges Audiogramm bei deutlich eingeschränkter auditiver Verarbeitungsleistung (z. B. Verstehen in Störgeräuschen).

Vertiefung: Zentrale Hörstörungen und Training

 

Diagnostik: Grundlage für eine gezielte Therapie

Die Abgrenzung der Hörverlustform erfordert eine vollständige audiologische Diagnostik:

  • Tonaudiometrie (Luft- und Knochenleitung)
  • Sprachaudiometrie (Sprachverständlichkeit, SRT)
  • Objektive Verfahren: OAE, BERA, ggf. eCERA

Die WHO empfiehlt zur funktionellen Einordnung die ICF-Klassifikation, die neben dem Hörvermögen auch die Auswirkung auf den Alltag berücksichtigt.

 

Fazit: Die Hörverlust-Kategorie ist entscheidend für jede Versorgung

Die präzise Zuordnung des Hörverlustes ermöglicht die Auswahl der passenden Therapie – sei es medikamentös, chirurgisch, prothetisch oder rehabilitativ.

Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
Aktualisiert am: 02. Oktober 2025

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