Wie überzeuge ich einen sturen Mann einen Hörtest zu machen?

von (Kommentare: 6)

Ca. 19% aller Deutschen sind schwerhörig (ü. 14)

Ca. 19% der Einwohner in Deutschland über 14 sind hörbeeinträchtigt (Deutscher Schwerhörigenbund). Ab dem 65sten Lebensjahr ist es sogar fast jeder zweite. Das berichten die "HNO Ärzte im Netz", die sich wiederum auf die Jade Hochschule berufen.

Laut der Studie von Gablenz und Holube aus dem Jahr 2015 ist der Anteil von Frauen und Männern dabei in etwa gleich verteilt.

Das ist schon fast verwunderlich, da Männer im Gegensatz zu Frauen einen eher ungesunden Lebensstil haben.

  • Sie arbeiten öfters in Lärmbereichen (Hoffmann et al 2016)
  • Sie rauchen mehr als Frauen (Bundesgesundheitsministerium)
  • Haben 3 mal so häufig Lärmtraumen wie Frauen (Gesundheitslexikon)
  • Männer ernähren sich ungesünder als Frauen (RKI)
  • usw.

Wieso tun sich Männer also so schwer dabei ihr Gehör testen zu lassen?!

Ich denke es könnte an folgenden Punkten liegen:

Gleichgültigkeit. Viele Männer haben eine eher gleichgültige Einstellung wenn es um medizinische Vorsorgeuntersuchungen geht. (AOK-BV) "Es wird schon nicht so schlimm sein", "das geht schon wieder weg". "Wenn es noch schlimmer wird kümmere ich mich darum". Das könnten die Gedanken sein. 

Stolz. Männer zeigen ungerne eine Schwäche. Als Mann gehört man zum starken Geschlecht. Da kann es doch nicht sein, dass ich schlecht höre. Das müssen die anderen sein, die nuscheln doch alle.

Mit einer Schwerhörigkeit könnte man alt und schwach erscheinen.

"Family first". Nicht alle Männer sind stur und mürrisch. Viele sorgen sich auch um ihre Familie und stellen sich was Arztbesuche angeht hinten an.

Zeit. Sie glauben oft keine Zeit für Vorsorgeuntersuchungen zu haben. Wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen, haben die Arztpraxen auch schon geschlossen.

Kosten. Investieren Männer weniger Geld in Ihre Gesundheit? Ich haben dazu keine Studie oder Artikel finden können. Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, ja. Was meinen Sie?

Eine nicht behandelte Schwerhörigkeit bedeutet oft nicht nur für den Betroffenen eine schwere Zeit. Nein, auch die Angehörigen machen so einiges durch:

Die Kommunikation wird erschwert oder im schlimmsten Fall wird nach viel Frust einfach darauf verzichtet.

Das hat einen Rückzug und Isolation zur Folge. Männer (aber auch Frauen) nehmen bei einer Hörminderung nur noch ungern an Konversationen teil. Gerade das Gespräch mit mehreren Personen gleichzeitig wird zu einer großen Anstrengung.

Mentale Gesundheit. Durch den Rückzug und das alleine sein entstehen häufig Depressionen und das Gefühl die anderen Tuscheln über mich. Das kann zusätzlich Aggressionen auslösen. 

Wut in der Familie. Nicht nur der Schwerhörige leidet. Nein, alle Personen im Haushalt sind oft von anstrengenden Unterhaltungen genervt. Es muss viel wiederholt werden. Oft ist man sich nicht sicher, ob das Gesagte wirklich angekommen ist.

Frustration. Nach einer gewissen Zeit des Rückzuges und der mühsamen Unterhaltungen entsteht unter allen Familien Mitgliedern das Gefühl einer Frustration und das Gefühl so kann das nicht weiter gehen.

Und das sollte es auch nicht!

Woher wissen Sie nun ob ihr Mann schlecht hört?

  • Es wird oft gefragt ""Wie bitte?", "Hä?, "Sprich mal deutlicher".
  • Der Fernseher wird laut aufgedreht.
  • Ihr Mann geht nicht mehr gerne auf Veranstaltungen oder Treffen mit Freunden.

Wenn das der Fall sein sollte, kommen hier meine Tipps wie Sie Ihren Man dazu bewegen können, sein Gehör beim Arzt oder Akustiker überprüfen zu lassen:

Man sollte das nicht mit Wut im Bauch tun. Das ist wichtig. Ihr Mann wird noch sturer werden!

Sagen Sie ihm, dass Sie ihn gern haben und dass Sie sich in letzter Zeit so "getrennt" fühlen. 

  • Sagen Sie ihm, dass ein Hörtest nur ganz kurz dauert und sehr einfach ist. Es ist so.
  • Sagen Sie ihm ein Hörtest gehört zur generellen Gesundheitsvorsorge dazu. In etwa so, wie die Kontrolle des Blutdrucks.
  • Sagen Sie ihm, dass Sie gleichzeitig mit ihm Ihr Gehör testen lassen.
  • Laden Sie ihn danach zum Essen ein.

Wenn sich Ihr Mann nun dazu bereit erklärt hat, wenden Sie sich an einen Arzt oder Akustiker dem Sie selber vertrauen. Wenn er dort eine schlechte Erfahrung macht, war Ihre Mühe womöglich umsonst.

Viel Erfolg!

 

 


Über den Autor

Max Bauer

Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology
Maximilian Bauer gilt als erfahrener Experte für Hörsystemversorgung, moderne Hörakustik und ethische Beratung im Gesundheitswesen. Er verbindet handwerkliche Präzision mit akademischem Wissen und setzt sich für eine transparente, menschenorientierte Hörversorgung ein.

www.hoergeraete-insider.de


Kommentare

Kommentar von Josua |

Mir bereitet es Sorgen, dass das Gehör meines Vaters immer schlechter wird, und er leider keinen Hörtest machen möchte. Aber ich finde den Tipp gut, ihn zum Essen einzuladen, da er gerne essen geht. Vielleicht wird das für ihn Motivation genug sein, um sich mit der Problematik auseinanderzusetzen.

Kommentar von lina |

Ein Hörgerät sollte man unbedingt mit einem guten Akustiker aussuchen. In meiner Heimatstadt habe ich damals einen guten Akustiker gefunden, der mit einem Kauf der Hörgerät geholfen hat. Ich habe meine Hörgeräte jetzt seit drei Jahren und bin sehr zufrieden damit.

Kommentar von Timon Müller |

Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Hörtest. Ich suche eine HNO Klinik. Interessant, dass ca. 19% der Einwohner in Deutschland über 14 hörbeeinträchtigt sind.

Kommentar von Lara |

Danke für das Teilen deiner Erfahrungen. Bei meinem Opa ist es tatsächlich ganz ähnlich: An unseren Tischgesprächen beteiligt er sich aufgrund seines schlechten Hörens nahezu gar nicht mehr. Ich hoffe, meine Mutter kann ihn bald überzeugen, zu einem HNO Arzt zu gehen.

Kommentar von Bernhardt Braun |

Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Hörtest. Ich verstehe warum man nicht so gerne zum HNO Arzt gehen möchte. Interessant, dass Ca. 19% der Einwohner in Deutschland über 14 hörbeeinträchtigt sind.

Kommentar von Olli |

Meine Familie musste mich lange überzeugen einen Hörtest zu machen. Dabei kam raus dass ich nur zu 60 % hören kann. Deshalb habe ich ein Hörgerät bekommen.

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