In diesem Artikel erfahren Sie, warum reines Rauschen nicht immer hilfreich ist und warum strukturierte Klänge wie Naturgeräusche oder Hörgeräte oft die bessere Wahl in der Soundtherapie sind.
Unstrukturiertes Rauschen: Warum "einfaches Überdecken" keine nachhaltige Soundtherapie ist
Weißes Rauschen klingt neutral – für das Gehirn ist es jedoch eine ständige akustische Herausforderung. Es fehlen Muster, es gibt keine Wiederholung. Das bedeutet: Unser auditives System bleibt in einem Zustand latenter Analyse. Studien wie die von Baguley et al. (2018) weisen darauf hin, dass dies langfristig sogar negative Auswirkungen haben kann – etwa durch die Verstärkung bereits vorhandener Fehlanpassungen im auditorischen Kortex.
Hinzu kommt: Viele Menschen empfinden das monotone Rauschen auf Dauer als unangenehm. Die Folge: Sie wenden es nicht konsequent an. Und genau das mindert den Therapieerfolg.
Hörgeräte: Soundtherapie durch natürliche Stimulation
Hörgeräte tun weit mehr als Hören erleichtern. Sie stellen dem Gehirn eine "angereicherte Klangumgebung" zur Verfügung. Die natürliche Stimulation über das gesamte Frequenzspektrum unterstützt das Gehirn dabei, sich neu zu organisieren. Der Tinnitus wird so nicht bekämpft, sondern als weniger bedeutungsvoll eingestuft. Das ist ein zentraler Baustein für die sogenannte Habituation.
Ein weiterer Vorteil: Das Maskieren passiert subtil – nicht durch ein künstliches Rauschen, sondern durch natürliche Alltagsgeräusche, die das Gehirn kennt und versteht. Auch das ist Teil einer modernen, alltagsnahen Soundtherapie.
Naturklänge: Die unterschätzte Kraft strukturierter Soundtherapie
Regen, Wind, Wassergeräusche: Solche Klänge enthalten wiedererkennbare Muster und harmonische Strukturen. Das Gehirn verarbeitet sie effizienter und entspannter als gleichförmiges Rauschen. Studien wie die von Kraus & White-Schwoch (2015) oder Dubois et al. (2016) zeigen, dass Naturklänge sogar stressassoziierte Hirnareale beruhigen können.
Hinzu kommt: Naturklänge haben eine hohe Akzeptanz. Sie werden selten als störend empfunden und lassen sich gut in Abendroutinen oder Klangtherapien integrieren – oft als Teil einer personalisierten Soundtherapie.
Fazit: Nicht lauter, sondern klüger
Tinnitus braucht keine Dauerberieselung, sondern gezielte akustische Impulse. Reines Rauschen kann kurzfristig helfen – doch für eine nachhaltige Veränderung ist die Qualität des Geräuschs entscheidend. Strukturierte Klänge wie Naturgeräusche oder Hörgeräteversorgung schaffen die Voraussetzung dafür, dass das Gehirn den Tinnitus allmählich in den Hintergrund treten lässt.
Ob über moderne Soundtherapie oder eine bewusste Geräuschumgebung: Entscheidend ist, dass das Gehirn echte Information erhält – nicht bloß Lärm ohne Bedeutung.
Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
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