Oticon Zeal im Preview: Bluetooth-Hörgerät im Earbud-Format
von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology (Kommentare: 2)
Oticon Zeal im Preview
Erstellt am: 24. Oktober 2025
Oticon bringt mit dem Zeal ein Hörgerät auf den Markt, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, technisch aber einiges verspricht: Bluetooth, Akku, Deep Neural Network – und das Ganze in einem Bauformat, das bisher eher für diskrete Einstiegslösungen ohne große Funktionsfülle stand.
Was steckt hinter dem neuen System? Für wen ist es gedacht – und was bedeutet es audiologisch, wenn Technologie, Design und Marketing so eng zusammenspielen?
Was ist das Oticon Zeal?
Das Zeal gehört zur neuen sogenannten NXT-Kategorie von Oticon – einer Produktlinie, die klassische Formfaktoren mit moderner Funktionalität kombinieren soll. Auf den ersten Blick erinnert es stark an das Signia Silk: ein kleines, rundes In-Ohr-Hörgerät mit weichen Domes, das ohne Abdruckversorgung auskommt. Der Unterschied: Das Zeal bietet erstmals in dieser Größenklasse vollständige Bluetooth-Konnektivität, Wiederaufladbarkeit und Zugriff auf Oticons neueste Signalverarbeitungstechnologie.
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Das Gehäuse ist vollständig gekapselt (Encapsulation-Technologie), das Gerät ist nach IP68 zertifiziert und für Hörverluste bis etwa 75 dB HL geeignet. Optional sind maßgefertigte Tips erhältlich. Damit bewegt sich das Zeal funktional zwischen klassischen CIC-Systemen und modernen RIC-Hörgeräten – mit dem Anspruch, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.
Technik im Überblick: Chip, Akku, Vernetzung
Im Inneren arbeitet der Sirius-Chip mit Oticons DNN 2.0 – ein tiefes neuronales Netzwerk, das in Echtzeit Umgebungen analysieren und Sprache aus Hintergrundgeräuschen herauslösen soll. Die Technik ist bereits aus dem Oticon Intent bekannt und gilt dort als eine der differenziertesten Signalverarbeitungseinheiten am Markt.
Der Akku liefert bis zu 20 Stunden Laufzeit, inklusive vier Stunden Streaming. Das Ladecase enthält eine eigene Stromreserve für unterwegs. Die Antenne ist in den Ausziehfaden integriert – nahezu unsichtbar, aber effizient.
Unterstützt wird LE Audio. Auracast soll per Firmware-Update folgen. Auch Android-Nutzer profitieren von Oticons Fast Pair-Integration mit direktem Zugriff auf die wichtigsten Funktionen.
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Anpassung in der Praxis: Flexibel, aber nicht grenzenlos
Ein entscheidendes Merkmal des Zeal ist die Modularität. Es wird nicht individuell gefertigt, sondern über medizinisch getestete Domes angepasst – ähnlich wie bei SlimTubes oder Instant-Fit-Systemen. Für etwa 30 % der Träger ist laut Hersteller dennoch ein maßgefertigter Tip empfehlenswert.
Im Vergleich zu traditionellen CIC-Systemen mit Otoplastik ergibt sich dadurch eine einfachere, aber nicht immer optimal dichte Anpassung. Besonders bei höhergradigen Hörverlusten oder anatomisch schwierigen Gehörgängen kann die offene Bauweise zu Limitierungen führen – sowohl in Bezug auf Verstärkung als auch auf Rückkopplungsschutz.
BrainHearing im Fokus: Was bedeutet das für das Zeal?
Oticon betont bei all seinen aktuellen Produkten das sogenannte BrainHearing-Konzept – eine Denkweise, die weniger die Ohren, sondern das Gehirn ins Zentrum der Hörversorgung rückt. Ziel ist es, akustische Informationen so aufzubereiten, dass zentrale Prozesse wie Fokussieren, Filtern und Verstehen möglichst wenig kognitive Energie kosten.
Der Sirius-Chip im Zeal unterstützt dieses Prinzip, inklusive Bewegungssensorik und dynamischer Szenenanalyse. Trotzdem bleibt die Frage: Kann ein so kompaktes Gerät mit Mikrofonen im Gehörgang denselben Grad an räumlicher Differenzierung liefern wie ein klassisches RIC-Gerät?
Mehr zum Konzept: BrainHearing bei Oticon
Vergleich: Zeal, Silk & Co.
Vergleicht man das Zeal mit anderen diskreten Systemen wie dem Signia Silk oder dem Phonak Lyric, fällt vor allem eines auf: Das Zeal ist das erste Gerät in dieser Kategorie, das gleichzeitig Bluetooth, Akkubetrieb und DNN-basierte Verarbeitung kombiniert.
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Während das Silk mit Click Sleeves und klassischen Algorithmen arbeitet, bringt das Zeal eine deutlich modernere Signalverarbeitung mit. Das Lyric wiederum ist für den Langzeiteinsatz im Gehörgang konzipiert – nicht wiederaufladbar, nicht steuerbar, aber dauerhaft unsichtbar.
Für wen ist das Oticon Zeal geeignet?
- Technikaffine Nutzer mit leicht- bis mittelgradigem Hörverlust
- Erstversorgte, die ein „Earbud-ähnliches“ Design bevorzugen
- Menschen, die Streaming und App-Steuerung wünschen
Weniger geeignet ist es für:
- hochgradige oder tieffrequente Hörverluste mit Rückkopplungsgefahr
- sehr enge Gehörgänge oder empfindliche Dome-Träger
- Nutzer, die auf manuelle Bedienbarkeit Wert legen
Weitere Informationen zu Versorgungswegen finden Sie unter:
Fazit: Substanz oder Verpackung?
Das Oticon Zeal ist kein revolutionäres Konzept – aber möglicherweise eine der ersten ernstzunehmenden Lösungen für alle, die ein modernes, diskretes und technisch vollständiges In-Ohr-Hörgerät suchen. Die Kombination aus DNN-Verarbeitung, LE Audio, wiederaufladbarem Akku und Dome-Anpassung ist bislang einzigartig.
Ob es audiologisch mit klassischen RIC-Geräten mithalten kann, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird sein, wie stabil die Signalqualität im Alltag ist – und ob die BrainHearing-Versprechen auch in dieser Bauform greifen.
Wie Sie Hörgeräte optimal ins tägliche Hören einbinden, lesen Sie auch unter:
Ein vollständiger Testbericht folgt, sobald das Zeal in Deutschland regulär verfügbar ist.
Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
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Kommentare
Kommentar von Bernd |
Rutscht das Gerät nicht leichter raus als ein Maßohrstück, wenn es nur einen Dome hat?
Antwort von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology
Das Oticon Zeal wird mit verschiedenen medizinischen Silikon-Domes geliefert, die bei vielen Gehörgängen gut halten. Etwa 30 % der Nutzer benötigen dennoch einen maßgefertigten Tip, um optimalen Sitz und Rückkopplungsschutz zu gewährleisten. So die Angaben von Oticon. Wie es später in echt aussieht werde ich im großen test Artikel veröffentlichen. Viele Grüße!
Kommentar von Holger Bartels |
Hallo,
können Sie was zu den Preisen sagen?
Ich habe so im Netz nichts gefunden.
Antwort von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology
Hallo,
nein ich weiß noch nicht was die Kollegen verlangen werden. Aber sobald ich etwas höre werde ich was dazu schreiben.
Viele Grüße,
Max Bauer
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