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Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
Viele meiner Patientinnen und Patienten erzählen mir, dass sie sich mit neuen Hörgeräten nicht nur akustisch wohler fühlen – sondern auch sicherer auf den Beinen. Anfangs wird das oft als Zufall abgetan. Doch inzwischen gibt es eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Hinweise darauf, dass Hören und Gleichgewicht enger zusammenhängen, als man lange dachte.
Hören und Balance: zwei Systeme, ein Gehirn
Das Innenohr beherbergt nicht nur die Hörschnecke, sondern auch das Gleichgewichtsorgan. Noch wichtiger: Beide Systeme werden im Gehirn gemeinsam verarbeitet. Wenn das Hören schwerfällt, steigt die kognitive Belastung. Das Gehirn hat weniger freie Kapazität, um Körperhaltung und Bewegung präzise zu steuern – ein Risiko, das oft unterschätzt wird.
Was aktuelle Studien zeigen

Mehrere große Untersuchungen, etwa von Lin (2012), Campos (2023) und Putter-Katz (2025), zeigen: Ältere Erwachsene mit Hörverlust haben ein deutlich höheres Sturzrisiko. Besonders interessant: Wer seine Hörgeräte regelmäßig trägt, stürzt seltener. Die Geräte selbst trainieren kein Gleichgewicht, sie reduzieren aber die Höranstrengung und schaffen damit bessere Bedingungen für Stabilität und Reaktionsfähigkeit.
Ein unterschätzter Nutzen der Hörgeräteversorgung
Hörgeräte wirken also nicht nur am Ohr, sondern im ganzen System. Sie geben dem Gehirn wieder mehr Raum für das, was sonst zu kurz kommt – Orientierung, Haltung, Bewegungskoordination. Für ältere Menschen mit Hörverlust kann das bedeuten: Wer besser hört, steht oft auch sicherer.

Kommentare
Kommentar von Karsten H. |
Hallo liebes Team,
welches Hörgerät hilft am besten gegen Schwindel?
Antwort von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology
Hallo Karsten,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Das kann man so nicht sagen. Hörgeräte wirken nicht direkt gegen Schwindel. Die Verstärkung soll ein sicheres Gefühl geben um sich akustisch besser orientieren zu können.
Viele Grüße,
Max Bauer
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