Aktualisiert am: 09. Oktober 2025
Seit Ende 2020 ist in Deutschland die Lenire® Therapie zur Behandlung chronischen Tinnitus verfügbar. Sie basiert auf einem neuartigen neurophysiologischen Ansatz – der bimodalen Neuromodulation. Doch was genau steckt hinter dieser Methode? Wie gut ist sie wissenschaftlich abgesichert? Und für wen kommt sie infrage?
Wir haben mit Dr. Jakob Kümmel, Clinical Affairs Manager beim Hersteller Neuromod, über den aktuellen Stand der Forschung, typische Anwendungsbereiche und die Erfolgsaussichten gesprochen.
Was genau versteht man unter Tinnitus?
Dr. Kümmel: Tinnitus bezeichnet die Wahrnehmung von Geräuschen – zum Beispiel Pfeifen, Rauschen oder Summen – ohne dass eine externe Schallquelle vorhanden ist. Solche Geräusche können dauerhaft oder nur gelegentlich auftreten. Rund 10 bis 15 % der Bevölkerung sind betroffen. Etwa 1 % leidet so stark darunter, dass Alltag und Beruf erheblich beeinträchtigt sind.
Viele HNO-Ärzte sagen, gegen Tinnitus könne man nichts tun. Was ist Ihre Sicht?
Dr. Kümmel: Diese Aussage greift zu kurz. Zwar gibt es bislang kein Heilmittel für chronischen Tinnitus, aber sehr wohl therapeutische Ansätze, die das Leiden mindern können. Wichtig ist eine differenzierte Diagnostik: Anamnese, Schweregradeinschätzung und der Ausschluss behandelbarer Ursachen stehen am Anfang. Erst danach geht es um die Symptomtherapie und den Umgang mit dem Tinnitus im Alltag.
Wie funktioniert die Lenire Therapie?
Dr. Kümmel: Die bimodale Neuromodulation kombiniert zwei Sinnesreize: akustische Impulse über Kopfhörer und gleichzeitig eine sanfte elektrische Stimulation der Zunge. Ziel ist es, über neuroplastische Veränderungen im Gehirn die Tinnituswahrnehmung zu verringern. Das Gerät wird nach einer individuellen Konfiguration durch geschultes Fachpersonal vom Patienten selbstständig zu Hause angewendet.
Für wen ist die Lenire Therapie geeignet?
Dr. Kümmel: Die Therapie richtet sich an Erwachsene ab 18 Jahren mit chronisch-subjektivem Tinnitus. Sie ist nicht geeignet bei bestimmten neurologischen Erkrankungen oder aktiven Implantaten im Kopf-Hals-Bereich. Eine Abklärung durch geschultes klinisches Personal ist in jedem Fall erforderlich.
Wie gut ist die Wirksamkeit belegt?
Dr. Kümmel: Die bisher größte Lenire-Studie, die TENT-A1 Studie, zeigte bei über 85 % der therapietreuen Teilnehmer eine signifikante Verbesserung nach 12 Wochen. Rund 80 % profitierten auch noch 12 Monate nach Therapieende. Aktuelle Folgestudien bestätigen diese Ergebnisse.
Was kostet die Lenire Therapie – und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Die Kosten liegen je nach Anbieter im vierstelligen Bereich (inkl. Gerät, Schulung und Verlaufskontrolle). Aktuell ist die Therapie nicht Teil des GKV-Leistungskatalogs, kann aber unter Umständen im Rahmen einer Einzelfallprüfung erstattet werden. Eine Rücksprache mit der eigenen Krankenkasse ist empfehlenswert.
Wo kann ich Lenire im Raum München testen oder starten?
Dr. Kümmel: In München ist die Suschko Hörgeräte unserem Partner in dieser Region. Dort erfolgt die Beratung, Eignungsprüfung und Geräteeinweisung durch speziell geschultes Personal.
Fazit: Vielversprechende Ergänzung bei chronischem Tinnitus
Die Lenire Therapie bietet einen wissenschaftlich fundierten, nichtmedikamentösen Ansatz zur Linderung von Tinnitus. Die Kombination aus auditiver und somatosensorischer Stimulation ist in dieser Form bislang einzigartig. Für geeignete Patienten kann sie eine spürbare Entlastung im Alltag bedeuten.
Kommentare
Kommentar von Sebastian Heeger |
Hallo Herr Bauer,
wir haben von unseren Kunden bis jetzt auch nur durchweg positives Feedback zur Behandlung mit LENIRE bekommen.
Ich kann wirklich jedem Tinnitus-Betroffenen empfehlen, sich bei einem LENIRE-Partner in seiner Nähe beraten zu lassen.
Viele Grüße aus Magdeburg
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