Nuance Audio Glasses im Test: Was kann die smarte Hörbrille von Luxottica?

von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology (Kommentare: 3)

Nuance Audio Glasses im Test – smarte Hörbrille von Luxottica

Nuance Audio Glasses im klassischen Brillendesign mit diskret integrierten Lautsprechern im Brillenbügel

Stand:

Autor/Tester: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
Fachliche Einordnung: Audiologische Bewertung nach klinischen Standards

Eine Brille, die besseres Hören verspricht? Genau das zeigt Luxottica mit den neuen Nuance Audio Glasses – vorgestellt auf der EUHA 2025. Der Clou: Die Brillenbügel enthalten diskrete Lautsprecher, die Sprache direkt ans Ohr leiten. Ohne Schlauch, ohne Ohrstück, ohne klassischen Hörgeräte-Look.

Wie funktionieren die Nuance Audio Glasses?

Die Technik erinnert an "Open-Ear"-Lautsprecher: In den Brillenbügeln sitzen winzige Treiber, die den bearbeiteten Schall frei durch die Luft ans Ohr senden. Keine Ohrstöpsel, kein Druckgefühl, keine akustische Abdichtung. Der Klang ist offen, leicht und direkt.

Gesteuert wird über eine Smartphone-App. Dort lassen sich Programme wechseln, Richtmikrofone aktivieren und Störgeräuschunterdrückung anpassen. Die Bedienung wirkt modern, das Design edel. Der Tragekomfort ist ähnlich wie bei einer klassischen Designerfassung.

💡 Merksatz:
Nuance Audio sendet bearbeiteten Schall offen durch die Luft – ganz ohne Schlauch, Dom oder Otoplastik. Dies schränkt die mögliche Verstärkung physiologisch stark ein.

Für wen sind die Brillen gedacht?

Luxottica positioniert die Nuance Audio Glasses nicht als Hörgeräteersatz, sondern als Unterstützung in schwierigen Hörsituationen. Gemeint sind etwa Restaurants, Gespräche im Straßenlärm oder Konferenzen. Menschen mit ganz leichter Schwerhörigkeit – oder einfach mit Hörmüdigkeit – profitieren hier möglicherweise.

Der Hersteller gibt offen zu: Die Verstärkung ist minimal. Eine klassische Schwerhörigkeit lässt sich damit nicht ausgleichen. Die Zielgruppe ist breiter: Jeder, der in akustisch anstrengenden Situationen ein wenig zusätzliche Klarheit möchte, ohne gleich ein Hörgerät zu tragen.

Bild: Die kompakte Ladestation lädt beide Brillenbügel über Magnetkontakte. Eine LED zeigt den Ladestatus – orange bedeutet „noch nicht bereit“, grün „vollständig geladen“. Die Brille muss korrekt positioniert sein – ein X-Symbol warnt bei falscher Ausrichtung.

Was sagt der Praxistest?

Ich konnte die Brille auf der EUHA 2025 selbst testen – mit überraschend positivem Eindruck. Die Sprachverstärkung funktionierte in ruhiger und leicht geräuschvoller Umgebung recht gut. Die Richtwirkung war deutlich spürbar, das Klangbild angenehm offen. Musik hörte sich okay an, Sprache war klar im Fokus.

Die App wirkte intuitiv, der Wechsel der Programme ging schnell. Besonders interessant: Die Mikrofoncharakteristik ändert sich situativ. Ein kleines Detail – aber technisch sehr ausgefeilt.

Was kann der Akustiker beitragen?

Nichts. Und das ist ein wichtiger Punkt. Die Nuance Audio Glasses sind kein medizinisches Produkt, sondern ein Lifestyle-Gadget mit Klangverstärkung. Sie lassen sich nicht feinjustieren, es gibt keine REM (Reale-Ohr-Messung), keine individuelle Anpassung, keine Validierung durch Profis. Das ist Fluch und Segen zugleich.

Für den Akustiker heißt das: Kein Einfluss, keine Verantwortung – aber auch keine Möglichkeit, das Produkt zu verbessern. Wer damit nicht zurechtkommt, kann nur an den Hersteller zurückverweisen.

📌 Wichtiger Hinweis für mittel- oder hochgradig schwerhörende Leser:
Leiden Sie unter einer diagnostizierten Schwerhörigkeit, ist diese Brille kein Ersatz für ein individuell angepasstes Hörgerät. Lassen Sie Ihr Gehör zuerst fachärztlich prüfen.

Fazit: Zwischen Lifestyle, Technik und Understatement

Die Nuance Audio Glasses sind keine Revolution – aber ein spannender Impuls. Sie machen deutlich, wie viele Menschen sich eine dezente, offene Hörhilfe wünschen, ohne gleich als "Hörgeräteträger" erkannt zu werden.

Das Produkt ist kein Ersatz für eine medizinische Versorgung. Aber es ist eine gute Ergänzung für Menschen mit leichten Hörproblemen – oder schlicht hohem Kommunikationsbedarf. Wer oft in Meetings, Calls oder Cafés unterwegs ist, könnte hier genau das richtige Tool finden.

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Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology

Über den Autor

Max Bauer

Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology
Maximilian Bauer gilt als erfahrener Experte für Hörsystemversorgung, moderne Hörakustik und ethische Beratung im Gesundheitswesen. Er verbindet handwerkliche Präzision mit akademischem Wissen und setzt sich für eine transparente, menschenorientierte Hörversorgung ein.

www.hoergeraete-insider.de


Kommentare

Kommentar von Axel |

Wird es diese Brille nur bei bestimmten Optikern geben?

Antwort von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology

Hallo Axel,

ja, ich gehe davon aus, dass Luxottica die Brille nur über ihre eigenen Optiker Ketten vertreiben wird und ev noch ein paar Partneroptiker aufnehmen wird. Genaueres weiß ich aber im Moment noch nicht.

Viele Grüße,

Max Bauer

Kommentar von Herbert Gmelch |

Ich interessiere mich für dieses Produkt, wohnhaft in Heidelberg. Wie finde ich einen Ansprechpartner?

Mit freundlichen Grüßen Herbert Gmelch

Antwort von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology

Hallo Herr G,

vielen Dank für Ihren Kommentar.

Im Moment am wahrscheinlichsten bei Apollo Optik.

Lassen Sie mich gerne wissen ob es geklappt hat.

Beste Grüße,

Max Bauer

Kommentar von Werner F. |

Ich habe diese Hörbrille bei meinem Optiker gesehen.
Auch ich trage ein Hörgerät, welches mir hilft, die höheren Frequenzen von 1000-8000 Hz wieder besser zu hören.
Nun mein erstes Hörgerät vom "Akustiker" (Gerät Phonak) war leider ein Reinfall.
Nach 3 Jahren Mikro defekt - Ersatz nicht mehr möglich - nur ein " Neukauf".
Darauf kaufte ich mir ein "Hörgerät" im Internet für 140 Euro. Absolut gleichwertig - wie das teure von Phonak für ca 5000 Euro.
Nun möchte ich auf den Service eines Akustikers eingehen.
Meiner hat mich nicht überzeugt. Die Einstellung ging über den Computer wobei Geräusche eingespielt und gemacht wurden, ohne , dass ich ein Einblick auf den Monitor (Frequenzen) hatte. Ich konnte nur - ja oder nein oder ja das ist ein bisschen besser - sagen.
Das ist für mich als ehemaliger (42 Jahre) als Ton Techniker nicht seriös.

Bei dieser Brille, habe ich selber die Möglichkeit die Frequenzen nach meinem eigenen Empfinden einzustellen und ohne Verzögerung durch einen Mitmenschen. Dazu geht es noch sehr einfach über die Apps auf dem Handy.
So gesehen wäre diese Brille eine sehr gute Lösung, für Menschen mit dem gleichen Hörverlust (ein sehr hoher Prozentsatz).
Ich versuche nu mal , diese Brille für eine Woche bei meinem Optiker auszuleihen. Ob es funktioniert in der heutigen Geschäftswelt weiss ich noch nicht.
MfG Werner

Antwort von von Maximilian Bauer, MSc. Clinical Audiology

Hallo Werner,

vielen Dank für den wertvollen Einblick!

Bitte schreiben Sie doch nochmal wenn Sie die Brille ausprobiert haben. Das interessiert hier denke ich viele Leser.

Beste Grüße,

Max Bauer

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