Woher weiß ich, ob ich schwerhörig bin?
von Max Bauer (Kommentare: 0)
Ist dafür ein Tonaudiogramm unbedingt notwendig?
Die Frage ob ein Tonaudiogramm für die Diagnose einer Schwerhörigkeit und für die Hörgeräteanpassung eigentlich notwendig ist, haben sich in den letzten Jahren glaube nur wenige Akustiker/Forscher/Ärzte gestellt.
Eine sehr geschickt Einleitung zu diesem Thema hat Dr. Brent Edwards, der Direktor der National Acoustic Laboratories in Australien, in seinem letzten Vortrag gefunden.
Er zeigt seinem Publikum mehrere Hörschwellen, dargestellt in einem Tonaudiogramm und fragte ab wann wir ein Hörgerät empfehlen würden.
Woraufhin wahrscheinlich jeder Akustiker im Raum (inkl. mir) darüber nachdachte, wo die Indikationslinie liegt und was man alles für Erfahrungen mit leichten Hörverlusten gemacht hat.
Ich war übrigens nur im virtuellen Raum?.
Die oberste schwarze Linie (Hörschwelle) gilt allgemein noch als normal, das sie zwischen 0 und 25dB liegt. Folglich wird dem Kunden nach dem Test die freudige Mitteilung gegeben, dass er normalhörend ist.
Wieso ist aber der Betroffene zu uns oder zu einem Arzt gekommen? Sicher weil er merkt, dass er wahrscheinlich in anspruchsvollen Situationen Probleme hat, Menschen zu verstehen.
Da hilft der Test mit den Piepstönen und das Wiederholen von Wörtern in Ruhe bei mittlerer Lautstärke nicht weiter.
Gatlin and Dhar, 2021 Zum Tonaudiogramm: "we are reminded that the audiogram-based classification of normal hearing versus hearing loss is an arbitrary and artificial system. The audiogram alone neither cannot define normal hearing nor can adequately
predict the impact of an individual's hearing loss".
Was aber verwenden wir anstatt oder zusätzlich zum Tonaudiogramm um nicht die Art des Hörverlustes, sondern um die Auswirkung eines Hörverlustes auf den Menschen zu bewerten?
Es gibt nämlich auch den Fall, dass Menschen laut Tonaudiogramm einen richtigen Hörverlust haben und derjenige selbst davon nichts merkt. Das kann ich aus den viele Jahren Erfahrung bestätigen. Ich selbst konnte es manchmal kaum glauben.
Wir benötigen also etwas anderes. Es ist einfacher als man meint. Der HHIE-S Fragebogen (Hearing Handicap Inventory for the Elderly - Short).
Ihr könnt Euch den Fragebogen hier downloaden. ➡️ HHIE-S ⬅️
Es sind nur 10 Fragen. Man kann sie mit ja (4 Punkte), machmal (2 Punkte) und nein (0 Punkte) beantworten. Zum Schluss werden die Punkte zusammengezählt.
Wenn man also trotz unauffälliger Hörschwelle einen Punktstand von über 10 hat, ist man Hörbeeinträchtigt.
Jetzt stellt sich die Frage, was machen wir wenn das Tonaudiogramm fast normal aber der HHIE-S Score hoch ist.
Dr. Brent Edwards und sein Team haben eine Studie mit 30 "normalhörenden aber hörbeeinträchtigten" Teilnehmern durchgeführt. 15 in der Experimantalgruppe und 15 in einer Kontrollgruppe.
Die 15 Probanden in der Kontrollgruppe erhielten Hörgeräte ohne Verstärkung. Die Probanden aus der Experimentalgruppe erhielten Hörgeräte mit Verstärkung. Nach der Probephase gaben 60% der Probanden mit Verstärkung an, die Hörgeräte behalten zu wollen. Keiner aus der Kontrollgruppe spürte einen Vorteil durch seine "Placebogeräte".
Das bedeutet also, dass Hörgeräte mit Verstärkung auch für Menschen mit Hörproblemen ohne Hörschwellenabsenkung Sinn macht.
Gleichzeitig ist es so, dass sich niemand ohne merkliche Hörbeeinträchtigung trotz abgesenkter Hörschwelle mit Hörgeräte quälen sollte.
Das ganze Video von mir kommentiert finden Sie hier:
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